Die von Vincenzo Farinella und Laura Dal Prà kuratierte Ausstellung zeigt hundert Werke in der Bibliothek von Bernardo Cles im Castello del Buonconsiglio in Trient vom 1. Juli bis 22. Oktober 2023 - darunter Skulpturen, Drucke, Bände und Gemälde wie das berühmte Gemälde von Heraklit und Demokrit von Donato Bramante aus der Pinakothek von Brera, die Marmorbüsten von Homer und Cicero, die von den Kapitolinischen Museen in Rom und den Uffizien ausgeliehen wurden, die beiden prächtigen Gemälde des Dosso aus dem kanadischen Agnes Etherington Art Centre Museum und dem amerikanischen Chrysler Museum sowie Werke von Moretto, Salvator Rosa, Andrea Pozzo, Mattia Preti, Luca Giordano, Vincenzo Grandi, Albrecht Duerer und Josè de Ribera.   

Die Tafeln werden einerseits mit Gemälden verglichen, die das gleiche Thema haben, aber von anderen Malern geschaffen wurden, andererseits mit Werken von Dosso Dossi und Battista, die kurz vor oder kurz nach den Jahren der Tätigkeit in Trient ausgeführt wurden, um das Problem der Zusammenarbeit der beiden Brüder in den Mittelpunkt zu stellen.

Schließlich entwickelt sich die Route, auch in idealer Verbindung mit der Identität der Dossischen Weisen, ausgehend von einer wertvollen Reihe von Büsten, die Philosophen und Wissenschaftler der antiken Welt darstellen, um  dann Meisterwerke des späten sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts zu verstehen, wenn die Bilder der berühmtesten Gelehrten, die in echten Zyklen organisiert sind, einen großen Erfolg erfahren werden. 

Ein Ruhm, der ein wahrhaft glückliches ikonographisches Genre hervorbringen wird, das Sammlungen und Privatsammlungen bereichert und die gelehrte Kultur der damaligen Auftraggeber unterstützt.  

Zwischen Ende 1531 und den ersten Monaten des Jahres 1532 beschäftigt sich Dosso Dossi mit Hilfe seines Bruders Battista mit der Dekoration der Bibliothek des Fürstbischofs Bernardo Cles im Großen Palast des Castello del Buonconsiglio in Trient.

Für den Saal, der die kostbare und reiche Sammlung antiker Bücher des Trentiner Kardinals beherbergen sollte, denkt Dosso an eine imposante Dekoration.

An den Wänden malt er Fresken (größtenteils verloren), während er für die Deckenkassetten eine Reihe von achtzehn Gemälden  auf einem Tisch aus Fichte malt, die Weisen, Philosophen und Oratorien der Antike darstellen.

Eine wunderbare Umgebung, die Mattioli, Hofarzt, in seinem Gedicht von 1539 über den Großen Palast mit der Sixtinischen Kapelle von Michelangelo und der Psyche-Loggia von Raphael in der Villa Chigi, der heutigen Villa Farnesina, vergleicht.

Die restaurierten Tafeln und Bilder der Gelehrten, Philosophen und Weisen, beginnend mit der antiken Kunst, sind der rote Faden der Ausstellung, die am 30. Juni im Castello del Buonconsiglio in Trient unter dem Titel „Die Gesichter der Weisheit. Dosso und Battista Dossi in der Bibliothek von Bernardo Cles“, die Ende 22. Oktober 2023 besichtigt werden kann.

Es ist eine unglaubliche und außergewöhnliche Gelegenheit, sie dank der Demontage und Restaurierung  (die derzeit in der klerikalen Bibliothek stattfindet) zum ersten Mal aus der Nähe zu sehen und die vielen Ereignisse kennenzulernen, die diese Werke beeinflusst haben. 

Im März 1813 wurden die achtzehn Tafeln, nachdem sie von der Decke der klerikalen Bibliothek entfernt worden waren, auf Geheiß des Südtiroler Präfekten Filippo Dalfiume in das Imperial Regio Gymnasium von Trient (heute Liceo Prati) gebracht.

Im Jahr 1922 ließ Superintendent Giuseppe Gerola sie ins Schloss zurückbringen, fand aber nur zwölf,  sechs gingen zwischen 1813 und 1896 verloren. Die Restaurierung hat diesen herrlichen Malzyklus, der von der Restaurierungsfirma Enrica Vinante durchgeführt wurde, zu seinem alten Glanz gebracht.